Gedanken zur Beißhemmung beim American Akita

 
 
 
 
 
 

 

 

 

Bare Mountain American Akita

 

Ist die Beißhemmung beim American Akita angeboren?

Diesen Artikel habe ich aus einem Forenthread herausgelöst, den ich 2009 im Zuge einer Verhaltensberatung schrieb. Ich werde ihn hier, aus aktuellem Anlaß, zur Einsichtnahme eine gewisse Zeit stehen lassen.

Zitat Sherry Wallis, Übersetzung Mathias Kahlenberg:
Die Beißhemmung lässt sich ein ganzes Hundeleben lang verstärken, dabei ist der erste und wichtigste Schritt, dem Hund nicht zu erlauben, einen selbst oder seine Kleidung beißen zu lassen. Falls sie im Moment bei wilden Spielen ihren Arm als Ziel anbieten, so sollte sie auf Wolle oder Leder Spielzeuge, Handtücher oder Bälle wechseln. Schmeißen oder Schleifen sie es für ihren Hund. Sie müssen das Spielzeug wiederholen (wenige Akitas werden es zurückbringen, seien sie also nicht enttäuscht, wenn ihr Hund sich als ein Schnapper, aber nicht als Apportierer zeigt), schmeißen sie es oder schleifen es über den Boden. Jedes Mal, wenn ihr Hund versucht sie im Spiel zu beißen, lenken sie seine Aufmerksamkeit auf eins dieser Spielzeuge.

Man kann es natürlich SO machen, man MUß es aber nicht.

Nanuk, sowie Snowe dürfen mich "beißen" und auch den Versuch unternehmen mich wegzudrücken.
Nanuk fasst im Spiel auch gerne meine Hundeklamotten und zerrt daran, oder versucht mich im Laufen aufzuhalten.
Akita spielen anders, als die meisten Hunderassen. Sie lieben rauhe körperbetonte Interaktionen, welche mit einer Vielzahl mimischer, sowie körperlicher Mitteilungen, welche modernen Hunderassen durch züchterische Selektion vorenthalten bleiben, ausstaffiert sind.
Hinzu kommen noch auditive Verlautbarungen, die einen Unbedarften im Glauben lassen, dass es sich um einen Ernstkampf handeln würde, aber nicht mehr um Spiel.

Nanuk lehrte ich als Welpen, seine Kraft, im Spiel mit mir sehr dosiert einzusetzen. Ich spiele heute noch solche rauen, körperbetonten Spiele mit ihm
Es erfordert sehr viel Wissen um Funktionskreise canidentypischen Verhaltens, zu dem auch das Spiel an sich gehört.
Es ist eine Gratwanderung ich weiß, aber ich mag die Extreme und freue mich, wenn das, was ich tue, dann auch gelingt.
Weil eine solche Trainingsmethode auch trefflich in die Hose gehen kann, bin ich am Nachdenken, ob ich sie hier einfach so Zum Mitnehmen veröffentlichen sollte.
Ich habe es nicht getan und ich werde es auch nicht veröffentlichen.

Die sichere Methode ist in jedem Falle die von Fr. Wallis. Mir persönlich gibt sie indessen nicht genug her.

Bei Snowe war dies schwieriger. Da ich sie, wie Ihr wisst nicht als Welpe aufziehen konnte, musste ich Ihr diese Lektionen zeitversetzt beibringen.
Snowe wusste lange Zeit nicht, dass es in Interaktionen mit Caniden überhaupt so etwas wie Spiel gibt. Dies lehrte sie in vielen kleinen einprägsamen Einzellektionen mein phantastischer Mitausbilder Nanuk. Snowe übertrieb es in Heftigkeit natürlich sehr oft, wobei Nanuk immer bemüht war, den Drive etwas rauszunehmen. Zwei Situationen gab es, in welchen er sie zur Ordnung rufen musste, weil sie sich im wahrsten Sinne des Wortes am Spiel berauschte.

 

Nach einiger Zeit der Schule Nanuk's wagte auch ich es mit ihr zu Spielen. Sie war sehr grob, konnte ihre Kraft weder einschätzen, noch dosieren. Sie brach mir einmal  beinahe den linken Daumen.
Ein bleibender Lernerfolg war hier nur über das Setzen von Konsequenzen zu erreichen. Ich packte mir die Dame, an den Backen (keine Angst, Carsten  es geht nix kaputt) fixierte sie, bleckte die Zähne und knurrte ein böses NNNNEEEINNNN.


Nachahmern kann ich hier nur raten, die Hände in einem solchen Falle auch richtig zu zu machen, da ein hochgeputschter Aki natürlich nicht gleich lammfromm stille hält.

Im Regelfall breche ich aber bei unangemessenem Spiel einfach und kommentarlos das Spiel ab und gehe weg.

Jedoch sollte man niemals vergessen, dass Spiel unter anderem des Messens von Kräfteverhältnissen dient, um so eine soziale Hierarchie herzustellen. Egal ob in Interaktion mit Caniden, oder mit Humanoiden!

Zitat:
Andrea Weidt sagt hierzu:
Das Herausbilden der Beißhemmung hat wesentlichen Anteil am Funktionieren der Rangordnung zwischen uns Menschen und unserem Hund.
Obwohl die Beißhemmung ihre praktische Bedeutung vor allem bei erwachsenen Hunden hat, muß ihre Wirksamkeit im frühen Welpenalter angebahnt und konsequent eingeübt werden.

Genau! Und diese Aussage deckt sich mit meinen eigenen Erfahrungen und aus eben jenem Grunde habe ich mir in lernpsychologischer, sowie entwicklungspsychologischer Hinsicht soviel Mühe mit Nanuk gegeben. Mit dem nächsten Welpen werde ich es gleich tun.

Jedem Akita Welpenbesitzer sage ich, dass hier  Im Spiel  - der Grundstein Dafür gelegt wird, WER Ihr einmal für Euren Aki sein werdet.

Wer mich und Nanuk im Spiel beobachtet, wie ich ihm durch Zähneblecken und Brummen drohe und wie er die Lefzen zieht, und mit in die Luft schnappen, kurz vor meinem Gesicht inne hält, manchmal auch meinen Kopf zwischen seine mächtigen Kiefer nimmt, der kann ermessen, wofür ein solches stringent verfolgtes Training mit einem Welpen gut ist.

Mit Snowe mache ich solche Spielchen nicht, da ich nicht weiß, welche Erfahrungen sie in dieser Hinsicht gemacht hat.

Ein anderes Beispiel sei Euch genannt, wie es ist, wenn man eben nicht jenen sozialen Status hat, bei seinem Hund.

Petra spielte in Nanuk's Jugend immer Zieh und Zerrspiele.
Nanuk durfte die Decke zerreißen, welche Petra hielt.
Nanuk hatte natürlich längst festgestellt, dass er Petra kräftemäßig überlegen ist.
Ich warnte Petra immer, da das was ich sah, mir nicht gefiel.. Ich ließ die Beiden in jedem Fall nicht alleine, bei diesen Spiel.
Als Petra sich dann versuchte mit Nanuk spielerisch, körperlich zu messen, drehte Nanuk eines Abends auf.. Er sah es ja überhaupt nicht ein, sich von jemanden auf den Boden drücken zu lassen oder herumschubsen zu lassen, dem er physisch überlegen war und so sprang er Petra ins Kreuz, um sie seinerseits auf den Boden zu werfen er musste diese Auseinandersetzung einfach als Sieger beenden. Ein solches Verhalten ist nun einmal Canidentypisch und ich hatte darauf gewartet, griff natürlch sofort ein, bevor Petra zu Boden ging, brach als Rudelführer das Spiel ab, bevor Petra ihr Gesicht verlor.
Nun hatte sie verstanden und unterließ fortan solche Spielchen. Nun ja  jeder muß halt seine Fehler selbst machen.

Die Sache mit der Beißhemmung ist in jedem Falle eine sehr komplexe und eine essentielle.

Konrad Lorenz war seiner Zeit, nach der Beobachtung eines Kampfes im Whipsnade Zoo, zweier Gehegewolf - Rüden der festen Überzeugung, dass Beißhemmung eine genetisch prädisponierte Komponente sei.

"Nein, er kann keinen Ernstkampf beobachtet haben!"

sagte sein Schüler und Canidenforscher Erik Zimen. Und er bewies seinem Lehrer, dass er fehlte in seiner Einschätzung und Interpretation Wölfischen Verhaltens.

Denn Beißhemmung ist in Definition NICHT angeboren

Wir Akita Halter propagieren immer die große Beißhemmschwelle Menschen gegenüber, nicht?

Diese ergibt sich meiner, auf Erfahrung und Verhaltensbeobachtungen basierenden Einschätzung aus der Tatsache, dass Akitazüchter, im Idealfalle nicht mit Verhaltenspsychologisch bedenklich aggressivem "Material" Züchten.

Eine andere Begründung liegt mit Sicherheit in dem nahen Verwandschaftsgrad zu seinem Stammvater, dem Grauwolf:
In der Natur wird nichts verschwendet. Auch keine Bewegungsenergie.

Ein Akita braucht, sofern er klaren Verstandes ist, einen triftigen Grund, einen Menschen zu Beißen und damit meine ich wirklich Beißen.

Da Akita keine devoten Befehlsempfänger sind, würde es mir niemals gelingen, mittels einer Anweisung, Nanuk oder Snowe auf einem Menschen zu Hetzen - unsere DSH, alle ausgebildete Schutzhunde, hätten hier keine Sekunde gefackelt.

Hierin liegt dann auch wohl die Begründung, weshalb ein Akita nicht zur sog. Schutzhundeausbildung taugt. Und das ist auch gut so.

Ein Akita wacht und schützt ihm anvertraute Personen, Objekte und Liegenschaften zuverlässig auch die Absolvenz einer mehr als dubiosen Ausbildung, ohne die Absolvenz zugehöriger Prüfungen. Das Maß an Protektion und Wachsamkeit geht über ein vielfaches über jenes, welches wir von europäischen Dienst - und Schutzhunderassen kennen hinaus.

Andererseits - wenn indessen Petra mit Nanuk unterwegs ist und sie würde angegriffen werden, wäre es für den Angreifer sinnvoll sich einen Notarztwagen an den Ort seines Vorhabens zu bestellen.

So beschützte Nanuk Petra einmal vor Übergriffen, durch Kulturbereicherer!

Ab Einsatz der Dämmerung, könnte man sich dann den Notarztwagen sparen hier wäre dann ein Einmachglas oder eine Dose zur Verwahrung von Fleisch ein adäquater Aufbewahrungsort für die Überbleibsel eines evtl. Aggressors.

Sehr nach meinem persönlichen Dafürhalten sollte nein, DARF ein Hund niemals lernen, dass es erlaubt ist, Menschen zu attackieren und dass er sie unter Zuhilfenahme seiner Beißwerzeuge dominieren kann.

Hier werden in fehlverstandenem sportlichen Ehrgeiz, mittels Methodiken, welchen die Gesetzmäßigkeiten der Lernpsychologie Hohn schelten, in kynologischem Dilettantismus Hirnlos Hemmschwellen niedergerissen.


Und dies gilt nicht ausschließlich für den Akita!

Eines sollten wir und interessierte Mitlesende niemals vergessen:
Ein Akita wird sich bei Ungerechtigkeit und andauernder Fehlbehandlung wehren. Es ist Canidentypisch, seinen Standpunkt unter Zuhilfenahme der Zähne klar zu machen.

Meine Artikel der vermittelten Akita sprechen hier eine klare Sprache.

Aus diesem Grunde gehe ich mit Fr. Wallis absolut konform, dass an Beißhemmung gearbeitet werden muß.

Jo denn es gibt sie NICHT serienmäßig.

Wirkliche Beißhemmung ist ein Lernerfolg und immer die Frucht harter Arbeit und zielgerichteter Kyno Pädagogischer Interventionen.

 

Beste Grüße, Mathias 

Teamleitung Bare Mountain 


American Akita Jungrüde Gato at Lujoan

Verhaltensberater für Hunde & Anti Jagd Coach-Schwerpunkt beide Akita Rassen, Hobbykynologe, 

DIE American Akita Fach Seite 

Drum bedenke Mensch, bevor Du sprichst, daß Du am Worte nicht zerbrichst!